Leselust im Sommer

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Schöne Ruinen

von Jess Walter

© Blessing Verlag

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Porto Vergogna in den 60er Jahren: Das fiktive sechste Küstendorf an der Cinque Terre dichtete der amerikanische Autor und Pulitzerpreisträger Jess Walter der italienischen Riviera hinzu. Hier ist es ruhig – sehr ruhig. Die wenigen Touristen finden wahrhaftige italienische Idylle. Der Hotelerbe Pasquale besitzt das einzige Hotel im Ort. Sein Plan: Mit einem Tennisplatz und einem aufgeschütteten Strand amerikanische Touristen gewinnen. Ehe der Plan Früchte tragen kann, landet ein kleines Fischerboot im Ort. An Board der fleischgewordene American Dream von Pasquale: Dee Moray. Sie spielte kurz zuvor eine kleine Rolle in Rom für den Monumentalfilm Cleopatra. Mit ihr kommt Hollywood zu Pasquale. Er verliebt sich während ihres kurzen Aufenthalts über beide Ohren. Plötzlich überkommt Pasquale der Hollywoodtrouble. In kurzweiligen Episoden erfahren wir die Ereignisse der nächsten 50 Jahre. Wir verlassen mit Dee hastig das italienische Idyll und lernen Filmbosse, Schauspieler und Autoren kennen. In den zahlreichen Nebenerzählungen, losgelöst von zeitlicher Chronologie, beweist der Autor sein Erzähltalent. Das Puzzle fügt sich gekonnt zusammen. Die Spannung bleibt: Sehen sich Pasqual und Dee wieder? Kurzweilig, kitschig und gut erzählt: der ideale Sommerroman für die Strandliege.

Jess Walter: „Schöne Ruinen“. Blessing Verlag, 2013. 448 Seiten, geb., 19,99 €

Endlich Sommer!

von Daniel Kampa

© Diogenes Verlag

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Endlich Sommer ist eine Sammlung von äußerst lesenswerten Kurzgeschichten – liebevoll zusammengestellt und herausgegeben von Daniel Kampa. Mit von der Partie sind unter anderem die bekannten Autoren Bernhard Schlink, Kurt Tucholsky und F. Scott Fitzgerald. Bereits im letzten Jahr erschienen, erfreut das Lesebuch lesehungrige Urlauber. Jede einzelne der elf Kurzgeschichten macht nicht nur Lust auf den Sommer, sondern lässt den Leser seinen Urlaub erst richtig genießen: Zwischen der Abkühlung im Meer und dem kleinen Snack zwischendurch findet jeder seine Kurzgeschichte beim Sonnenbad. Wer nicht zur Strandlektüre kommt, muss sich nicht grämen. Daniel Kampa hat die Leselösung bereits parat: das Balkonlesebuch. Ebenfalls sehr zu empfehlen.

„Endlich Sommer!“ – Ein Lesebuch, hrsg. v. Daniel Kampa. Diogenes Verlag, 2013. 272 Seiten, Taschenbuch, 9,90 €

Ostende 1936, Sommer der Freundschaft

von Volker Weidermann

© Kiepenheuer & Witsch

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Es ist schön, im belgischen Kur- und Badeort Ostende: weiter Strand, ruhiges Meer und kleine Badehäuschen. Hier treffen sich die bedeutenden Schriftsteller der damaligen Zeit: Darunter der reiche, erfolgreiche Stefan Zweig, der rasende Reporter Egon Erwin Kisch und der leidenschaftliche Trinker Joseph Roth. Diese und weitere Schriftsteller treffen sich in Ostende 1936. Der europäische Faschismus gewinnt überhand, in Deutschland wird die NS-Diktatur immer brutaler. Die Autoren sind zur Emigration gezwungen und ihre Bücher verboten. Sie treffen sich in Ostende, einer beinahe grotesk wirkenden Szenerie jener Urlaubslandschaft. Joseph Roth verliebt sich in Irmgard Keun, man lästert über Klaus Mann, schwimmt im Meer und spaziert am Strand. Es könnte Urlaub unter Freunden sein. Der Autor Volker Weidermann ist Feuilletonchef der FAZ und beweist sein literarisches Können vor der historischen Kulisse am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Akribisch recherchiert zeichnet Weidermann die großen Ereignisse im Alltag seiner Protagonisten nach. Weidermann ist eine Erzählung gelungen, die feinfühlig und kurzweilig von den kleinen Alltäglichkeiten großer Literaten im Exil erzählt und Lust macht, die großartigen Romane wiederzuentdecken.

Volker Weidermann: „Ostende 1936. Sommer der Freundschaft“. Kiepenheuer & Witsch, 2014. 160 Seiten, geb., 17,99 €

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