Im Interview: Kaltblütige Morde und die dunkle Seite des Kunsthandels – wie kam’s dazu?

Ihre Romanserie rund um die Hauptkommissarin Elise Brandt spielt in der Rheinmetropole Köln. Warum haben Sie sich für diese Stadt entschieden?

Köln gehört wohl zu den interessantesten Städten im Westen Deutschlands – sie lässt sich meiner Meinung nach als Weltstadt bezeichnen. Ihre umfangreiche Geschichte und die einzigartige Architektur liefern mir als Autor dankbares Material für spannende Geschichten. Ich war viel in der Metropole unterwegs und habe den Dom, die Kirchen und natürlich die vielfältigen Museen besucht – sie gehören auch zu meinen Inspirationsquellen.

Die Thriller “Gemini” und “Apokalyptiker” vereinen Kunst und Krimi. Wie passt diese Mischung zusammen?

Die Kunstgeschichte birgt viele Geheimnisse. Einiges ist nur unvollständig überliefert – das lässt Raum für die eigene Handlung. Besonders im Leben des Künstlers Albrecht Dürer, deren Leben und Wirken ich in meinem Buch „Apokalyptiker“ aufgegriffen habe, liegen Abschnitte aufgrund mangelnder Quellenlage im Dunklen. Das hat mich unter anderem zum Schreiben des Buches inspiriert. Für mich sind gerade Menschen, die als Privatperson aber auch als Künstler ein ambivalentes Leben geführt haben, sehr gut für meine Thriller geeignet. Außerdem besitzt der Kunsthandel eine dunkle Seite. Er dient unter anderem zur Geldwäsche im Drogenhandel und als grundsätzliche Hauptquelle für Schwarzgeld – also perfekter Stoff für einen Thriller.

Wie ist es zu der Idee gekommen, eine Thriller-Serie rund um eine ambitionierte Hauptkommissarin zu schreiben?

Schreiben ist ein sich ständig entwickelnder Prozess. Im Nachhinein ist es immer schwer zu sagen, wann und wodurch man die Idee für eine Figur oder einen Stoff bekommen hat. Die Idee für mein erstes Buch ‚Apokalyptiker‘, so beschreibe ich es in dem kurzen Essay ‚Mein Dürer‘, entstand bei einem Besuch in der Alten Pinakothek in München, wo eines der Selbstporträts Dürers einen Platz gefunden hat. Nach weiterer intensiver Beschäftigung mit Leben und Werk des Renaissancekünstlers, der für mich zu den größten Kunstschaffenden der Menschheitsgeschichte gehört, hatte ich ein ‚Grundgerüst‘, um das sich alles andere aufbaute. Ich habe mich für eine Frau als Ermittlerin entschieden, weil für mich die Art, wie ermittelt wird, eher zu einer Frau passt. Kommissare gab es zudem auch Ende der neunzig Jahre, als ich das Buch zu schreiben begann, schon genug. Der Name ist eine Hommage an den für mich hervorragendsten Nachkriegspolitiker Willy Brandt, der Vorname hat einen persönlichen, familiären Hintergrund.

Welchen Bezug haben Sie zur Malerei?

Ich habe mich schon immer für die Malerei interessiert. Auf meinen zahlreichen Reisen, habe ich unzählige Museen und Ausstellungen besucht. Von Kindesbeinen an, habe ich außerdem selbst gemalt und illustriert. Als Heranwachsender habe ich diese Leidenschaft intensiviert. Hier muss ich betonen, dass es als Kind einer Arbeiterfamilie nicht einfach war, ein Studium in dieser Richtung aufzunehmen. Ein Studium mit Masterabschluss in Germanistik und Geschichte in späteren Jahren, hat das aufgefangen.

Lassen Sie sich bei der Erstellung des Plots rein von Ihrer Fantasie leiten oder inspirieren Sie auch wahre Begebenheiten?

Auch von wahren Begebenheiten, was zu intensiver Recherche für Fakten und Hintergründen führt, was nicht nur für den Inhalt gilt, auch für die Orte, an denen die Geschichten spielen, die ich alle selber bereist und mit eigenen Augen gesehen habe. Es ist also nicht alles reine Fantasie. Die Geschichten rund um die Kommissarin sind ausgedacht, haben aber immer einen wahren Hintergrund. Wie schon gesagt: Die Kunstgeschichte ist in ihren Überlieferungen manchmal lückenhaft. Da wo schriftliche Quellen fehlen, habe ich meine Geschichte eingebaut. Meinen Büchern geht also viel Recherche voraus. Dafür nutze ich das Internet, die Unibibliothek und Tageszeitungen.

Was erwartet Ihre Leserschaft in Zukunft? Warten weitere spannende Fälle auf die Kommissarin

Der Thriller „Epidemos“ erscheint als nächstes – hoffentlich dieses Jahr. Dann kommt im Frühjahr 2022 „Memento mori“ – ein Kriminalroman. Außerdem arbeite ich an einem aufwendigen Thrillerprojekt: Vorläufiger Titel: „Vier“. Er spielt in Rom und Köln.

Wir dürfen gespannt sein! Vielen Dank für das Interview, Herr Reich.

Tauchen auch Sie ab in die dunkle Welt des Kunsthandels: Hier geht’s zu den Pageturnern des Essener Autors.