Funktionstherapie – funktionierende Therapie?

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Wenn Kopfschmerzen zum täglichen Begleiter werden, wird das Leben zur Qual. So genannte Spannungskopfschmerzen haben häufig eine wenig beachtete Ursache: die Zähne. Ein Mittel, das Problem in den Griff zu bekommen, ist die Funktionstherapie.

Wir kauen, schlucken und sprechen – jeden Tag. Etwa 40 Minuten haben unsere Zähne direkten Kontakt miteinander. Den Rest des Tages sollte die Kiefermuskulatur ruhig und entspannt sein. Das ist oft genug nicht der Fall: Beinahe 30 Prozent der Spannungskopfschmerzen und jeder vierte chronische Tinnitus sind auf eine Funktionsstörung im Kausystem zurückzuführen. Funktionsstörung meint: Die Muskulatur ist dauerhaft angespannt oder das Kausystem gestört.

Die Betroffenen merken die Störung erst nach längerer Zeit – die Schmerzen kommen schleichend: Knacken und Knirschen des Kiefers sind die Boten. Kopfschmerzen und chronische Verspannungen die Folgen. Eine zentrale Diagnosemaßnahme bei Erkrankungen des Kiefergelenks ist die Funktionsanalyse. Aber: Der Gesetzgeber hat diese aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen gestrichen. „Für mich nicht nachvollziehbar“, meint der Zahnarzt Dr. Marcus Herrmann. „Immerhin tragen viele Zusatzversicherungen und private Kassen die Kosten.“

Schiene und ganzheitlicher Ansatz

Ein großer Teil der Funktionstherapie besteht aus einer ausgiebigen Befunderhebung. „Das ursprüngliche Gleichgewicht muss wiederhergestellt werden, damit Betroffene wieder schmerzfrei leben können – neuromuskuläre Entspannung.“ Dr. Herrmann behandelt seit vielen Jahren cranio-mandibuläre Dysfunktionen, wie die Krankheit bei Ärzten heißt. „Unter anderem wird die exakte Gelenkbahn ermittelt, um die Werte der Gelenkbewegung für die Einstellung der zahntechnischen Geräte zu erhalten.“ Abhilfe schafft meist eine Aufbiss-Schiene. Durch das Tragen der individuell abgepassten Schiene gewöhnen sich Patienten an ihr neues Kauverhalten. Wie lange und oft die Schiene getragen werden muss, hängt allein vom jeweiligen Patienten ab.

Insbesondere Muskelverspannungen im Kieferbereich haben psychische Ursachen, wie Stress. „Aufbiss-Schiene, die Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten und durch Bewusstmachen von Stressfaktoren gelingt in fast allen Fällen ein nachhaltiger Behandlungserfolg“, meint Dr. Herrmann. Trotz fehlender Übernahme durch die gesetzlichen Kassen ist der Zahnmediziner überzeugt, dass die Funktionstherapie unverzichtbar ist.

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