Das Streben nach Glück

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Glück hat Konjunktur: Wer will nicht glücklich sein? Der Überdruss an Druck, Stress und Zeitmangel macht das Glück wieder modern. In unruhigen Zeiten muss das gebeutelte Zauberwort des menschlichen Strebens herhalten, um uns Hoffnung und Ruhe zu versprechen. Nur: Wie bekomme ich dieses Glück?

Antworten verspricht eine Fülle an Ratgebern. Allein Amazon hat über 3.500 Bücher rund um das Thema Glück parat – in einer eigens angelegten Kategorie. Sie heißt schlichtweg Glück. Damit nicht genug: Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen zog mit seinem Werk „Glück kommt selten allein“ sehr erfolgreich durchs Land und die ARD widmete Ende des letzten Jahres dem Glück eine eigene Themenwoche. Das Interesse am Glück scheint beständig. Das Thema ist allgegenwärtig. Leider macht die Lektüre übers Glück nicht glücklich.

Werden zehn Leute gefragt, was Glück sei, erhalten wir zehn unterschiedliche Antworten. Versuchen wir Ordnung ins Glückschaos zu bringen: Es gibt zwei verschiedene Arten des Glücks. Das episodische Glück beschreibt den glücklichen Zufall und einen lustvollen Zustand. Es ist die Art Glück, die im Englischen mit dem Begriff „luck“ bezeichnet wird. Das letzte Croissant beim Bäcker zu ergattern, unverhofft einen alten Freund begegnen oder ein pittoresker Anblick in der Natur: Das ist episodisches Glück. Interessanter wird es beim periodischen Glück. Das können wir aktiv beeinflussen – und wir müssen dafür tätig werden. Das periodische Glück ist das, wonach wir streben. Es beschreibt das glückliche Leben. Und damit sind wir bei der großen Frage: Wie führe ich ein glückliches Leben?

Don´t worry, be happy

Vor mir auf dem Schreibtisch liegt ein wüster Berg von sogenannten Glücksratgebern. Ich bin verängstigt von Imperativen: Tu dies und jenes – aber lass dies und das. Was hat Listen abarbeiten mit Glück zu tun? Ich solle mein Leben in die Hand nehmen und Spanisch lernen. Aber bescheiden bleiben, Rad fahren und mich selbst entdecken. Tee trinken und Vergänglichkeit akzeptieren. Das ist ein gutes Konzept: Druck und Stress mit Glücksdruck und Freizeitstress bekämpfen. Spaß beiseite: Nur weil das Angebot an Glücksliteratur enorm ist, ist nicht alles schlecht. Es finden sich sogar viele gute Werke.

Der erste, der übers Glück schrieb, war Aristoteles. In seiner Nikomachischen Ethik heißt es: „Das oberste dem Menschen erreichbare Gut stellt sich dar als ein Tätigsein der Seele im Sinne der ihr wesenhaften Tüchtigkeit.“ So einfach kann es sein: Machen Sie einfach das, was Sie gerne tun und Sie werden glücklich. Handeln Sie vernünftig und gerecht. Dann brauchen Sie ab heute auf das Glück nicht mehr zu warten.

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