Im Interview: Bestatter Hendrik Ruda

Fassen wir uns ein Herz: Über den eigenen Tod machen wir uns nur selten Gedanken. Noch immer hat man ein veraltetes Bild von düsteren Friedhöfen, gruseligen Totenhallen und finsteren Särgen im Kopf. Wir decken auf, wie der Alltag in einem modernen Bestattungsinstitut wirklich aussieht. Hendrik Ruda, Geschäftsführer von Bestattungen Ruda, hat sich Zeit genommen, uns Fragen rund um das Thema Beerdigungen zu beantworten. Lesen Sie hier, wie sich die Bestatter-Branche gewandelt hat.

  1. Warum haben Sie sich dazu entschieden, den Beruf des Bestatters zu erlernen?

    Die Bestatter-Branche lernte ich über meine Ehefrau kennen. In ihrer Familie ist der Beruf des Bestatters Tradition. Ich selbst war zunächst als Gastronom tätig, wagte dann aber eine Kehrtwende und bildete mich zum Bestatter weiter. Nachdem ich die Arbeitsweise und das Aufgabengebiet verinnerlicht hatte, gründete ich rasch mein eigenes Bestattungsinstitut in Berlin. Ich leite Ruda Bestattungen seit mittlerweile über 20 Jahren erfolgreich. Früher wie heute liegt mir die individuelle Betreuung der Angehörigen besonders am Herzen. Das unterscheidet Ruda Bestattungen von den meisten anderen Berliner Bestattungsinstituten.

  2. Ein geliebter Mensch verstirbt. Wie nehmen die Angehörigen Kontakt zu Ihnen auf?

    Viele Angehörige werden über die Empfehlung eines Bekannten oder über das Internet auf Ruda Bestattungen aufmerksam. Mein persönliches Auftreten auf der Homepage und die zahlreichen positiven Bewertungen unterstreichen meine vertrauensvolle Art. Im Todesfall rufen mich die Verwandten des Verstorbenen in der Regel direkt an. Telefonisch vereinbaren wir ein Beratungsgespräch. Weil die Situation nach einem Todesfall emotional aufgeladen ist, biete ich stets an, das erste Kennenlernen direkt bei der Familie zuhause stattfinden zu lassen. In vertrauter Umgebung fällt den Angehörigen das Gespräch häufig leichter. Mir ist es besonders wichtig, den Trauernden in der schmerzhaften Lage Beistand zu leisten. Daher gehe ich immer auf die persönlichen Fragen, Ängste oder Wünsche ein und breite ein individuell abgestimmtes Angebot aus.

  3. Was unterscheidet ein professionelles Bestattungsinstitut, wie „Ruda Bestattungen“, von einem Discount-Bestatter?

    Die Frage müsste andersherum lauten: Was haben beide gemeinsam? Allein im Grundsatz unterscheidet sich ein professionelles Bestattungshaus von den zahlreichen Discountbestattern. Die Philosophie eines Billiganbieters besteht lediglich im Gelderwerb – traditionsreichen Bestattern wie mir geht es um viel mehr: emotionalen Beistand leisten, bei formalen Aufgaben unterstützen und immer ein offenes Ohr für Fragen und Ängste haben. Außerdem gibt es große Unterschiede in der Preispolitik. Statt schon im Vorfeld eine klare Kostenrechnung aufzustellen, schlagen Discountbestatter im Nachhinein Zusätze auf die Rechnung, die teilweise in der Form gar nicht erst erbracht wurden. Andere Billig-Institute bieten den Angehörigen lediglich vorgeformte „Pakete“ an – von Individualität keine Spur. Nicht selten fällt die Gesamtrechnung letztendlich höher aus als in seriösen Bestattungshäusern. Aber der wohl wichtigste Unterschied ist, dass Angehörige vom ersten Anruf an bis lange nach der Beisetzung auf meine Hilfe zählen können. Discount-Bestatter sehen diesen Service als unwirtschaftlich an. Wer sich also in guten, fachmännischen Händen wissen will, Wert auf persönliche Betreuung legt und finanzielle Transparenz genießen möchte, sollte von Billig-Bestattern unbedingt Abstand nehmen.

  4. Klassische Erdbestattung oder alternative Beisetzung: Ist ein Trend zu Naturbestattungen wahrnehmbar?

    Diese Frage kann ich mit einem klaren „Ja“ beantworten. Im Großraum Berlin wird nur noch in etwa fünf Prozent aller Todesfälle eine Erdbestattung vorgenommen. Rund 80 Prozent wünschen eine Feuerbestattung und die übrigen 15 Prozent ziehen eine Naturbestattung vor. Tendenz: eindeutig steigend. Die Gründe für die Entwicklung sind vielfältig: Zunächst fallen bei einer Baum- oder Seebestattung Kosten und Mühen für die Grabpflege weg. Das ist besonders für viel beschäftigte Angehörige komfortabel. Außerdem bleibt den Angehörigen die Friedhofswahl erspart – in Zeiten zunehmender beruflicher Mobilität ein wichtiger Faktor. Auf innerstädtischen Friedhöfen herrscht ohnehin schon ein notorischer Platzmangel. Bestattet in der freien Natur, ist der geliebte Verstorbene der Familie überall nahe. Auch aus ökologischer Sicht ist die Naturbestattung von Vorteil. Die Vorstellung, ohne viel Schnickschnack bestattet zu werden und völlig eins mit der Erde zu werden gefällt Naturliebhabern. Naturbestattungen sind meiner Meinung nach eine absolut zukunftsfähige Bestattungsart.

  5. Was geben Sie Angehörigen nach der Beisetzung mit auf den Weg? Ist eine Trauerbegleitung empfehlenswert?

    Ist der erste Schock verarbeitet und die Trauerfeier vorüber, müssen sich alle Familienmitglieder zunächst in einen völlig neuen Alltag einfinden. Ich empfehle allen Trauernden, sich nicht zu isolieren und bereits getroffene Verabredungen oder etwa gebuchte Urlaube trotzdem wahrzunehmen. Wer nur in der Vergangenheit schwelgt, läuft Gefahr sich selbst zu verlieren und wird nur schwierig in ein selbstbewusstes, neues Leben finden. Wenn ich sehe, dass Angehörige mit der neuen Situation nicht zurechtkommen, vermittle ich eine professionelle Trauerbegleitung. Die ehrenamtliche Organisation gibt Trauernden Mut, mit Kraft in ein neues Leben zu starten. Einige Angehörige wenden sich sogar noch einige Monate nach der Bestattung eines Familienmitglieds an mich und bitten um Hilfe bei Formalitäten. Natürlich bin ich auch in dieser Situation gerne behilflich. Die große Dankbarkeit, die mir von den Angehörigen entgegengebracht wird, ist der schönste Lohn für meine Arbeit als Bestatter.