Im Interview: Timo Konzelmann

  1. Was bedeutet Low Carb für Sie?

    Gesund essen wollen wir ja, aber ständig tauchen neue Begriffe über gesunde Ernährung und Nahrungsmittel auf. Diese hängen über jedem Einkauf, den Sie tätigen wollen, wie ein Damoklesschwert. Kein Wunder, dass Sie dieser Flut an Slogans irgendwann mit Skepsis begegnen wie vielen anderen Modetrends und Werbeversprechen. Und dies, durchaus zu Recht: Viele Hersteller hängen sich nur an den neuesten Trend, um ein schnelles Geschäft zu machen. Das geschieht meist ohne Wissen um die Sache, ohne Aufklärung und letztlich ohne wirkliches Interesse an Ihnen und Ihrer Gesundheit.

    Das Low-Carb-Prinzip, ist da gänzlich anders. Es geht um eine bewusste Ernährung auf Basis einer Lebenseinstellung, nicht um die schnelle Diät und den neuesten Modetrend in der Ernährungsbranche.

    Low Carb meint zunächst einmal „kohlenhydratreduziert“. Dies kann sich auf ein Lebensmittel beziehen, etwa ein Brot, das einen erhöhten Proteingehalt und reduzierten Anteil an Kohlehydraten aufweist. Es kann aber dabei auch um eine Lebensweise gehen, die Kohlenhydrate in der Ernährung generell vermeidet. Entwicklungsgeschichtlich hat die Menschheit die längste Zeit als Jäger und Sammler überlebt. Auf dem Speiseplan standen entsprechend Fisch und Fleisch, tierische Fette, Beeren und Nüsse. Die Zeit des Getreideanbaus ist als Epoche damit verglichen noch recht jung. Daher muss man uns Menschen heute genetisch immer noch eher als Jäger und Sammler begreifen. Aber Low Carb ist, so wie ich es verstehe und lebe, gerade keine kurzfristige Diät.

  2. Wie hat sich Ihr Leben mit Low Carb verändert und was sagt Ihr Umfeld?

    Mein Leben hat sich durchweg positiv geändert, da ich mich bereits vor Beginn meiner Selbstständigkeit viel mit Ernährung befasst und vieles ausprobiert habe. Durch die kohlenhydratreduzierte Low Carb Ernährung fühle ich mich einfach vitaler, ausgeglichener und versorge mich optimal mit Eiweiß und hochwertigen Fetten bei sportlicher Aktivität. Meine Frau geht seit Jahren mit mir den gleichen Weg, daher teilen wir uns die Freude über neue Low Carb Rezepte, die wir ausprobieren und über die Blicke vieler, wenn wir auf Brot und Beilagen bei Events verzichten.

    Dies ist auch schon der springende Punkt, zwar beginnt langsam ein Umdenken und man kommt weg von der These „Fett mach fett“, der Prozess ist jedoch ein langsamer. Mein Bekanntenkreis akzeptiert meine Ernährungsweise und ist zudem begeistert wie „diszipliniert“ ich bin. Ich habe „diszipliniert“ bewusst in Anführungsstrichen gesetzt, da mir Low Carb schmeckt und mir nichts fehlt. Daher fällt es mir einfach. Und ganz ehrlich, ich bin kein Missionar, ich habe auch keine wirkliche Lust andere Menschen von der Ernährungsform überzeugen zu wollen. Ich denke, Leidenschaft steckt sich automatisch an und Resultate sind sichtbar. Ich erfreue mich an Menschen, die sich nach meiner Ernährungsform informieren und sich selbst schlaumachen. Ergo bin ich für Tipps natürlich immer gerne bereit.

  3. Hand aufs Herz: Was vermissen Sie?

    Ich habe das Glück, dass ich mich für herzhaftes Essen begeistern kann und Süßes nicht so mein Fall ist. Aber wenn Sie mich schon danach fragen, letztes Jahr in unserem Frankreich Urlaub konnte ich warmen Croissants nicht wieder stehen. Aber dafür gibt es ja auch die Schlampertage. Fragen Sie mich lieber, wer vermisst mich? Das kann Ihnen beantworten: mein Arzt, der Konditor und Bäcker um die Ecke.

  4. Die WM steht vor der Tür: Was knabbern Sie während des Spiels? Gibt es ein Bier zum Spiel?

    Zum Knabbern ganz klar: Protein Chips BBQ. Bier? Nun ganz ehrlich, zu Chips und Fußball passt ein Bier – idealerweise ein Light Bier (Tipp: Bier – Jever Light, mit 1,9g KH pro 100ml). Die Regel mit den zwei Bier – das Erste und das Letzte, sollte allerdings anders eingehalten werden.

  5. Was empfehlen Sie Low-Carb-Einsteigern?

    Am Anfang sind der Übereifer und die Motivation groß. Anfänger sollten sich keinen Druck machen, wenn man Versuchungen nicht widerstehen kann, geht die Welt nicht gleich unter. Zu Beginn zwei feste Schlampertage einplanen, an denen mehr Kohlenhydrate erlaubt sind. Die Tage sollten hintereinanderliegen, idealerweise am Wochenende. Hat sich alles eingependelt, lässt sich der Schlampertag auf einen reduzieren.

    Aller Anfang ist schwer, es dauert seine Zeit, bis man im Supermarkt weiß „was darf ich in den Einkaufswagen legen und was nicht“. Nährwerte lesen und verstehen ist umständlich aber sinnvoll – später reine Routine. Wenn man erste Erfolge feststellen kann, ist das doch eine lohnende Investition. Die Gewichtsreduzierung sollte dabei nicht in den Fokus gerückt werden.